Dienstag, 16. Oktober 2018
Du, mein Rabe.
Der blut'ge Mond erwidert mein trauriges Lächeln mit Verdruss.. Im Kegel seines Lichts sehe ich dir entgegen. Mein Rabe, du setzt dich auf meine Blässe, deine kühlen Krallen sind gar eine Wohltat auf der blassen Haut. Du legst den Kopf schief und schüttelst dein Nachtgewand.. "Ich bin es so satt auf dich zu warten.. " wisper ich nur leis' und streiche vorsichtig über dein Gefieder.. deine Antworten sind still und umso tiefer aber deine schwarzen Augen blitzen wissend auf.. Ein leises 'Krah' teilt deinen Schnabel und ich weiß es tut dir leid.. "So satt.." kommt es unendlich traurig von den rosa'nen Lippen und mit einer fahrigen Bewegung voller Unwillen schubs ich dich fort von mir.. ein hektischer Flügelschlag, ein lautes Gezeter, dann verschluckt dich die Nacht und ich sink' weinend in das Moos..



Donnerstag, 27. September 2018
natural born sinner.
Auf einem Parkplatz in der frühen Nacht in einem verschlafenen Nestchen irgendwo in der Mitte unseres Seins, brennt dein Blick für mich.. Im Schein einer Laterne blitzt nackte Haut auf und die Scheiben beschlagen.. Mein nackter Hintern reibt über deine makellos sauberen Sitze und ich schmunzel bei dem Gedanken, dass dein Auto nach mir, nach Sex riechen wird.. und ich weiß der Gedanke, dass ich es mir vor dir für dich in deinem Auto selbst mache, macht dich wahnsinnig..

Mit großer Mühe und einer erschreckenden Disziplin, die vom nahe liegenden Zirkus herrührt, dem anschlagenden Hund oder womöglich auch den 20 Autos auf dem Parkplatz um uns herum, bei denen mich der Gedanke nicht loslässt, dass die Leute zu ihren Autos wollen, um wegzufahren, nehme ich dein Gesicht in beide Hände.. “Nein!“.. Heute kein Stoßdämpfergequietsche, kein wippendes Fahrzeug, kein Sex.. Heute anders und es ist trotzdem gut und vermutlich das letzte Mal für eine lange Zeit..



Dienstag, 18. September 2018
resümee.
Mit einem völlig abwesenden Blick sitze ich nun oftmals da, ziehe unbewusst an meiner Zigarette bis zu dem Punkt, an dem die Hitze unerträglich an meinen Fingerspitzen wird.. In diesen Momenten könnte ich mir sofort eine neue anstecken.. Ich stelle mir vor, ich wirke wie Absolem aus Alice im Wunderland..

Er kam zu mir zurück.. nur war ich nicht da..

Die Risse in der Mauer wurden größer und größer bis zu dem Punkt an dem sie in sich zusammenfiel wie ein Kartenhaus, das vom Wind dezent geküsst wurde.. Ich zog meine Konsequenz, als ich alle Kontrolle verlor.. Mit letzter Kraft sog ich alles auf wie ein all umfassendes schwarzes Loch und riss alles mit in die Tiefe.. Ich nahm alles mit und ließ die Schattenseele zurück, wie ein Kind auf einem weiten Feld.. Sie fügte sich nahtlos ein und suchte mich in jeder Sekunde, in der es ihr möglich war.. Ich war fort aber ich sah alles.. Ich konnte nicht verschwinden wie ein Schatten, ich musste sicher sein, dass alles lief wie ich es wollte.. wie es sein musste.. Ich musste sicher sein, dass mein Kind sicher war.. sicher vor mir..

Ich sah, dass er kam und schwieg.. Ich sah, wie sie ihm grob umriss was geschehen war.. Ich sah, wie er erklärte, dass sie nicht mehr schwanger sei.. Ich schwieg. Und ich schmunzelte, ob der Beleidigungen, sprachen sie mir doch aus dem Herzen.. Als ich es für notwendig hielt, schlängelte ich mich aus dem Schatten.. mit mir meine Dämonen.. Mir zerbarst es fast den Schädel aber ich schluckte tapfer und ertrug den Schmerz..

Er würde es mir beweisen..

Er bat mich mich sehen zu dürfen und ich kam..

Als wir uns sahen, ging er auf die Knie..
Als wir uns sahen, tobte ein unbeschreibbarer Krieg in mir, der nach außen hin nur mit einem Handzucken oder einem tiefen Atemzug sichtbar war..
Als wir uns sahen, bat er mich um Verzeihung.. Als er mich berührte, als er erzählte, als sie spürten wie ich mich ihm nicht entzog, bäumten sie sich auf wie Raubkatzen in Gefangenschaft..

Ich musste weg..
Ich stand an der frischen Luft oder vielmehr in stürmischen Böen, atmete, lief, zitterte, ballte die Fäuste.. Als er meine Hand nahm, schöpfte ich neue Kraft, stemmte sie zurück, setzte sie zurück auf ihren Platz..
Als er mich küsste, wusste ich, ich dürfte das nicht erwidern aber ich tat es..
Als er mich berührte, sagte ich „nein“ und mein Blick, mein Körper straften mich Lüge..
Als wir miteinander schliefen, waren wir wieder eins..

Ich blieb und ging und kam zurück.. Meine Kraft ist erschöpft, ich bin müde, ich bin ausgelaugt..

Wir sahen uns wieder, kurze Zeit darauf.. Ein Zimmer in einem Hotel in einer anderen Stadt - It's the same with you every time.

Wir lächelten einander an, wir küssten uns und wir nahmen einander..
Ein Tag.
Eine Nacht.
Eine Weile voller Vollkommenheit.

Ich fragte ihn, was er sich vorstellt wie lang das so gehen soll.. Er lachte und meinte, er habe keine Vorstellung aber wir würden sowieso über kurz oder lang auffliegen..

Er habe unvorstellbare Angst seinen Sohn zu enttäuschen und ihn zu verlieren.. Er griff meine Hand, als er mit ihr telefonierte.. und entschuldigte sich nach dem Gespräch bei mir.. weil er wüsse es habe mich verletzt.. Einige Tage zuvor gab er zu bedenken, dass er womöglich schon verstanden habe.. “Womöglich..” dachte ich in diesem Augenblick..

Ein anderes Paar checkte aus zur ungefähr gleichen Zeit.. Zwei Autos, zwei verschiedene Ortskennzeichen.. ein Abschied.. Wir grinsen..

Er bittet mich, ich solle ihn nicht so leiden lassen.. Ich schätze, ich entsprach seiner Bitte und habe das dumpfe Gefühl im Magen, dass ich das bereuen werde.. wenn er wieder Daheim ist, wenn er wieder bei ihr ist.. Wenn die Dinge sich wieder ändern..


It's the same with you every time.



Donnerstag, 26. Juli 2018
Heute ist kein guter Tag.
Heute ist kein guter Tag.

Fuck, ich vermisse ihn..



Montag, 25. Juni 2018
sachlich, objektiv, beschissen.
Noch ehe es mir bewusst wird, atme ich schon schwer. Mit der Erkenntnis dieses Umstands fühlt es sich plötzlich an, als würden riesige Pranken jede einzelne Rippe von außen nach innen drücken.. Ich bekomme keine Luft mehr, mein Brustkorb wird zusammen gepresst unter einem unsichtbaren Druck, der weit mehr als nur Beklemmungen auslöst.. Ich mahne mich zur Ruhe, obwohl die Panik schon an der Tür kratzt.. Ich schließe die Augen, ignoriere das Turbinendröhnen meines Pulses in meinen Ohren und versuche einfach nur tief ein- und auszuatmen..

„Der Test war positiv..“
- Natürlich, was auch sonst?!

Ich presse die Lider aufeinander, versuche alles auszublenden.. Ein leises Knacken, ein Ratschen und ein Knirschen.. Ich spüre es mehr in mir, als dass ich es höre.. Ein heftiger Schmerz durchzuckt meinen Oberkörper, die ersten Rippen sind gebrochen..
Die Schatten werden panisch, fliehen im Zickzack, meine Verteidigung arbeitet auf Hochtouren, die Defensive baut sich auf wie eine unüberwindbare, glatte, kalte Mauer.. Wenn man mich fragen würde, wie ich das mache, könnte ich es nicht einmal erklären. Ich brülle keine Befehle. Die Schattenseele schleppt keine Steine heran.. Es ist.. eine Verlagerung von Energie, ein Schutzreflex, ein Überlebenstrieb, der sich präzise ausgearbeitet hat.. Instinktiv, intuitiv ohne Worte, ohne mögliche Benennung, gleitet die Mauer in die Höhe, umkreist mich von allen Seiten und allmählich lässt der Druck nach.. Der Schmerz bleibt, es fühlt sich danach an als würden Knochensplitter durch meinen Körper treiben..

Die Gedanken überschlagen sich, drehen Loopings, fallen ineinander, verbinden sich und driften in irrwitzigen Konstellationen wieder aus meiner Reichweite.

Irgendwann kommt immer dieser eine Moment und auf den warte ich.. mit erzwungener Ruhe, mit einer Ungeduld, die mich zum Beben bringt.

Du sitzt da, dein Leben ist wortwörtlich soeben gefickt worden, das Schicksal setzt sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor dich und sieht dich herausfordernd an mit einem „So.. Schach.“ und wartet lauernd auf deinen nächsten Zug.

Die Stimmen in meinem Inneren werden lauter. Sie reden durcheinander, ich bekomme nur Fetzen mit.. „Vielleicht ist es nur eine Zyste..“ „Haha, der Wichser hat mit seiner Frau gebummst und die zweite Frau geschwängert, ich kann nich‘ mehr!“ „Vielleicht verlässt er sie jetzt, das ist der Moment der Entscheidung.“ „Mach dich nicht lächerlich.. Er hat sich nicht mal getraut ein beschissenes Kondom zu benutzen, weil sie sonst dumme Fragen gestellt hätte. Einen Scheiß wird er tun.“ „Ohjeje, das ist nicht gut.“ „Ich kann nich‘ mehr, selten so viel gelacht – hachja – das ist doch mal eine willkommene Wendung.“
Mit der stillen Konzentration einer lauernden Raubkatze bringe ich sie – wenigstens für einen Moment – zum Schweigen..

Natürlich weiß er nicht was er tun soll. Er ist hilflos wie ein Welpe.. Dabei wissen wir Beide, dass er sich soeben in eine Entscheidungslage gefickt hat, die ich nicht zu verantworten habe und dass diese Entscheidung nicht zu meinen Gunsten enden wird. Die Antwort ist mir klar und dennoch trifft sie mich wie in Pfeil in die Schulter, ich taumel zwei Schritte zurück, doch gehe nicht in die Knie.

Es besteht die Möglichkeit sie wolle es nicht behalten.. Die Frau ist um die 30, hat ein geregeltes Leben und ist bereits Mutter. Sie wird nicht abtreiben aber er hält sich an diesem Strohhalm fest, denn er ist der letzte auf der fucking weiten Welt..

„Du musst mit ihr reden.“
Er muss ihr sagen, dass er das Kind nicht will. Er muss ihr alles sagen oder sich was ausdenken. Wahrheit gepaart mit entschärfenden Lügen.. Tatsächlich sage ich das nicht, damit es für mich gut ausgeht.. Ich sage und meine es in voller Inbrunst, weil ich es für das richtige halte. Dass bereits zwei Kinder involviert sind, ist .. nicht mehr zu ändern und schlimm genug. So ein Wurm, ein hilfloser, kleiner Mensch hat das nicht verdient.. Ist es ambivalent, dass ich versuche ein ungeborenes Kind zu schützen, das nicht meines ist?! Er zeugt ein weiteres Kind mit einer Frau, die ihm egal ist. Er liebt sie nicht, er liebt dieses Leben nicht, er lebt es nur für seinen Sohn und seine Arbeit.. Kein Kind sollte in einer Welt aufwachsen, in der es keine Liebe, nur Sein gibt.. Nicht, dass das Kind nicht geliebt würde.. Aber wo soll es enden..? Ich kenne ihn so gut.. Er wird sich selbst hassen.. und wenn er das Kind ansieht, wird er so viele Momente haben, in denen er nur den Grund sieht, wieso das mit mir geendet hat.. Das hat kein Kind verdient.. Der Gedanke graut mir.. Ich schmunzel dieses erschöpfte, schiefe Lächeln als mir Gewahr wird, dass ich es völlig ernst meine, wenn ich sage, dass sie es wissen muss.. Dass sie bei ihrer Entscheidung berücksichtigen darf mit welchem Mann sie ein weiteres Kind in die Welt setzt und in welche Beziehung das Kind geboren wird.. Er muss ihr nicht sagen, dass er bereits zahlreiche Frauen zwischenzeitlich gefickt hat bis zu dem Zeitpunkt als sein erstes Kind unterwegs war – ohja, die Story ist ungefähr die Gleiche.. Und er blieb der Linie treu bis ich aus der Asche stieg.. Er weiß so gut wie ich, dass er es nicht wiederholen kann.. Er kann nicht alles abbrechen und weitermachen wie es ihm schon einmal gelang. Ich bin diejenige welche. Ich war es immer. Alle seine Frauen mussten sich an mir messen und sind glorreich gescheitert, so auch diese, die sein Bett teilt..

Aber er wird es nicht tun. Nicht so, wie er müsste. Weil er ein Feigling ist, weil er Angst hat alles zu verlieren.. Nicht, dass das nicht verständlich wäre.. aber aus Feigheit, endloser Dummheit und Ignoranz hat er sich in diese Situation gebracht und irgendwann muss sich jeder für sein Tun rechtfertigen, egal vor wem..

Er weiß es ist das Ende, wenn sie es behält. Er hat so hart dafür gearbeitet und Monate Arbeit reingesteckt, dass ich meine moralischen Bedenken und mein mich auffressendes schlechtes Gewissen gegenüber seiner Familie, insbesondere seinem Sohn, in ein dumpfes Gefühl in der Magengegend gewandelt haben, das sich gut ignorieren lässt. Ein hilfloses Baby ist ein ganz neues Level, der Endboss quasi.. Das würde ich nicht verantworten können.. und ich will es auch nicht..

Er antwortet irgendwann nicht mehr..
Ich bleibe zurück und blicke auf die glatte, schwarze Mauer vor meinen Augen, die langsam aber sicher Risse zieht..



Dienstag, 19. Juni 2018
Hiob's Spielchen.
"Sie ist seit zwei Wochen überfällig."

- Wieder höre ich ein hämisches Lachen...



Montag, 18. Juni 2018
Straftat.
Dieser typisch, angenehm leichte, sonnige Duft von Sonnencreme steigt mir in die Nase.. Auf dem Fuße folgt ein Schauer, der den Rücken empor jagt, ein verschämter Blick gen Boden gepaart mit einem schmutzigen Grinsen und die Zungenspitze, die nervös über die eigenen Lippen fährt.. Dieser Geruch macht mich wuschig.. lüstern.. gierig..

Flashback.

Nach rund 280 km stehe ich mit dem Auto auf dem Parkplatz eines Hotels, als mein Auto von jetzt auf Gleich verreckt. Ich stehe inmitten dieses Platzes.. "nee, ne?!"
Ich glaube bekanntermaßen nicht an Gott aber an das Schicksal. Habe ich sie da gerade lachen hören?

Ein paar Minuten später fahre ich mir durchs pinke Haar, unentschlossen des Weinens oder Lachens, ziehe aufgeregt, wütend, verwirrt an meiner Zigarette und rufe ihn an "Mein Auto ist soeben verreckt. Ich stehe hier auf dem Parkplatz.. " Es ist kurz Stille, mit dieser Information hat er nicht gerechnet.. "Ich komme." Ich bin zu aufgewühlt, um für ihn aufgewühlt zu sein.. Es ist nur ein verlegenes Schmunzeln, als ich ihn sehe. Er schmeißt sich ins Auto und versucht sein Glück. Das Schicksal stößt mir schallend lachend den Ellenbogen in die Seite. Mit Hilfe eines weiteren Mannes schieben sie das Auto zumindest aus dem Weg und ich rufe meinen Schutzbrief ab.. Wie zum Teufel erkläre ich das zu Hause, dass ich wo bin, wo ich gar nicht sein sollte?! Irritierend, bisweilen lustig, kommt keine Panik auf.. "Komm erstmal her." Er schließt mich in die Arme und ich bin nicht willens die Umarmung zu erwidern aber gewähre mir kurz den Moment die Augen zu schließen, tief durchzuatmen, seinen Sonnencremeduft einzuatmen, der mich für die Zukunft prägt..

Das Spiel zieht sich und wird teurer und teurer.. Mit einem Randgedanken bemerke ich amüsiert, dass uns Abschlepper, Autohaus, etc. für ein Paar halten, das gemeinsam ins tiefste Sachsen für einen Urlaub fährt und nicht für zwei Menschen, die vor ihren Familien still und heimlich, voller Lügen getränkt, zum anderen geflohen sind..
Ich lehne mich an ihn - wie selbstverständlich.
Er legt seine Hand an meinen Oberschenkel, als ich neben ihm stehe, während er sitzt - wie selbstverständlich.
Wir küssen uns nicht aber wir sind ein Paar - hier, in Sachsen.

Es ist klar mein Auto hat einen langfristigen Schaden und muss aufwendig repariert werden. Sie straft mich mit der Option aufzufliegen und einem Haufen Kosten..

Irgendwann habe ich den Mietwagen und wir fahren zurück ins Hotel.. Er hatte schon eingecheckt, ich sah den Luxus zum ersten Mal. Ich werde nicht rot aber mein Blick streift das Bett mit einem verlegenen Schlucken in der Kehle. Ein Blick zur Badewanne, purer Luxus in einem Hotel, ich spüre ein Kribbeln in meinen Wangen. Eine Schmerztablette gegen die pochenden Schläfen. In der Zwischenzeit ein ausgeklügelter Anruf zu Hause, nichts vorbereitet, eine Geschichte aus den spontanen Gedanken, gepaart mit einer Menge Aufregung und Wut und schon wird sie glaubhaft. Das Ding ist geritzt. "Was? Nein, ich komm nich nach Hause, ich werd' mir erstmal die Kante geben vom Herrn und dann morgen nach Haus' fahren." Schiff geschaukelt oder so..

Es dauert verhältnismäßig lang, dass wir Beide auf dem Bett sitzen, halb liegen, ganz liegen ohne uns zu berühren. Der erste Kuss ist wie immer zaghaft, vorsichtig, schüchtern.. Vielleicht rechnet er ein um das andere Mal damit, dass ich einfach aufspringe und weglaufe.
Mir ist bereits klar was passieren wird, vielleicht uns Beiden, obwohl er das später negiert, aber ich ziere mich.

Wir schlafen miteinander.
Wir gehen essen.
Wir schlafen miteinander.
Wir schauen Fern.
Wir schlafen Seite an Seite ein.
Wir frühstücken.
Wir schlafen miteinander.
Wir checken aus.
Wir gehen spazieren, Hand in Hand.
Wir unterhalten uns.
Wir küssen und verabschieden uns.

Wir haben geredet in der Zwischenzeit. Wenn er keine Lust mehr hatte, hat er mich mit Küssen unterbrochen. Er ist es leid, das weiß ich. Aber er versteht jetzt etwas besser, das weiß ich. Ob daraus eine Änderung folgen wird, ist mir völlig unklar. Ich habe ihn nicht gefragt welche Resonanz das Treffen zwischen uns bei ihm hat - möglicherweise aus Angst vor dem Ergebnis.
Ich werde ihn noch fragen müssen, sonst wühlen die Buchstaben sich durch meine Eingeweide und machen mich wahnsinnig.

Es fühlt sich nicht an nach einem Abschied. Es fühlt sich nicht nach Beginn an. Es fühlt sich an nach zu Hause, nach "Genau so"..

Ich komme zu Hause an, müde, erschöpft, nervlich belastet durch die Strecke. Ich erzählt eine Geschichte, die so halb gibt, halb nicht und präzisiere keine Einzelheiten, an die ich mich später nicht mehr erinnern kann.
In der Nacht schlafe ich das erste Mal seit Langem von meinem Mann abgewandt ein und es stört mich nicht im Geringsten..



Freitag, 8. Juni 2018
stilles Ende.
Nicht nur, dass er seine letzte Chance ungetan hat verstreichen lassen.. Nein, er hat mir sogar noch mehr Gründe gegeben ihn nicht mehr sehen zu wollen.. Er würde es auch dann noch als ideal betrachten, wenn er am Ende seines Lebens mit Reue zurück blickt und unserer Liebe nachtrauert, wenn er es bis dahin immer wieder mit mir verbockt.. Vielleicht sollte es ein dramatisch, romantischer Gedanke sein, aber er widert mich nur an.. So oft schon ist mir aufgefallen, dass ihm die Erinnerungen an mich.. an uns.. scheinbar völlig ausreichen, obwohl er so viel mehr, obwohl er alles bekommen könnte - vielleicht bis an den Rest seines Lebens aber es ist völlig irrelevant was ich sage, es ist egal, welche Worte ich finde, es mag noch so logisch und völlig klar sein aber meine Worte finden bei ihm kein Gehör..

Er wird sich nicht ändern.. Er wird sich nicht bessern.. In einem "Ich wünschte, ich könnte dir versprechen.." steht abermals, dass er genau das nicht tun wird..

und zum guten Schluss, als Parade mit Fanfare, stellt er fest, dass er mich vielleicht gar nicht liebt.. dass er "nur" von mir besessen sei.. Aber das würde ja nichts ändern.. Verdammt, das ändert alles, du Wichser!

Er hat nicht mehr gefragt.. wird er auch nicht mehr.. Ich habe bewusst mein Wochenende nicht so verplant, dass ich in die Verlegenheit komme ihn sehen zu müssen, weil ich es einfach schon so eingeplant hatte.. Jetzt ist der Point of Zero erreicht, ich kann mich nicht mehr freischaufeln das Wochenende.. aber ich möchte es auch nicht.. Nicht mehr..

Ich will nicht, dass er mich anfasst..
Ich will nicht, dass er mich küsst..
Ich will nicht mit ihm schlafen und es anschließend bereuen..

Ich will mich nicht mehr so behandeln lassen und so schäbig fühlen.. Das Gleichnis mag haken aber der seelische Missbrauch und das körperliche Ausnutzen unterscheidet sich für mich kaum noch zu längst verdrängten Momenten in meiner Vergangenheit.. jenen Momenten, in denen ein Mann mit meine Kindheit, meine Unschuld und meine Hoffnung nahm..

Ich würde so viel mehr verdienen als er mir geben kann.. Damn, da hat er verdammt nochmal recht..

Er soll mich in Frieden lassen.. Ich bin erschöpft, ich bin so müde..
Seine Besessenheit kann er sich in die Haare schmieren.. Sie interessiert mich nicht, solange ich nicht seine Seele und sein Herz habe.. und wie so oft, wie ständig, wenn ich mit ihm schreibe, über uns nachdenke, wir uns sehen oder telefonieren, stelle ich fest, dass ich ihn nicht mehr in meinen Klauen habe, dass ich ihn nicht mehr an seidenen Fäden führen kann, dass er nicht mehr auf mich hört, nicht mehr sehen möchte, nicht mehr wissen möchte..
Meine Kräfte sind erschöpft.. Ich weiß schon längst nicht mehr wie ich noch an ihn rankomme und allein das Amüsement ihn jeden Tag mit Spott und Ironie zu überhäufen, ist weit weg von dem, was ich eigentlich möchte..

Ich werde mich darauf beschränken voller Melancholie an die Jahre und Monate zurück zu denken.. Manchmal werde ich mir vielleicht die Hoffnung erlauben, er findet irgendwann den Weg zurück - zu mir..

Immerhin werde ich so den verschissenen Auslandseinsatz nicht mehr mitbekommen.. Und wenn ich nicht weiß, dass er dort ist, brauch ich keine Angst haben, dass er nicht mehr zurück kommt und sein Bruder mich anruft..

Ich sagte ihm erst, ich würde den Triumph gegenüber seiner Frau auskosten und sie mit Genuss unter meinen Worten brechen sehen.. Als ich das schrieb, wusste ich bereits, dass ich bereits verloren habe.. aber eine Frau mit Stil strafft die Schultern, hält das Kinn oben und streift die Maske erst im Schutz der Dunkelheit ab..

Dann, wenn keiner schaut..
Dann, wenn es keiner hört..
Dann, wenn ich mich zwischen meinen Schatten verstecke, werde ich weinen.. bis ich keine Tränen mehr für ihn habe..



Montag, 4. Juni 2018
Dinge zu sagen.
Meistens schreibe ich dann Einträge, wenn ich sie im Kopf schon geschrieben habe.. Manchmal sind es Anfänge, Mittendrinsätze oder galante Beendigungen, die dazu führen, dass ich etwas schreiben muss, dass ich das zerfressende Bedürfnis kriege meine Gedanken niederzuschreiben.. Oftmals habe ich die Hälfte meiner so wohl durchdachten Sätze wieder vergessen, ehe ich die Gelegenheit erhalte sie niederzuschreiben.. Bei den rasenden Gedankenfetzen in meinem Schädel ist es auch kein Wunder, es fällt mir ohnehin schwer sie auch nur wenige Minuten festzuhalten..

Jetzt habe ich nichts dergleichen und frage mich womit ich beginnen soll.. Ich muss schreiben, ich habe etwas zu sagen aber der Anfang, die Mitte und das Ende sind nicht klar..

Afghanistan.

Er muss in den Auslandseinsatz - wahrscheinlich. Höchstwahrscheinlich.

Bis zu diesem Zeitpunkt strafe ich ihn mit speiendem Gift und Verachtung. Es täte ihm weh, obgleich er es verstehen würde.. Ob ich ihn trotzdem noch sehen wolle.. ich sage "nein"..
Afghanistan.
Afghanistan ändert alles.

Er wird gehen, er will gehen. Ich bitte ihn zu bleiben, er sagt es täte ihm leid aber er würde gehen.. Ich frage ihn, ob ich ihm tatsächlich erst drohen muss.. Er bittet mich dies nicht zu tun, schließlich stünde ja auch noch nichts fest..
Ich seufze ein für ihn unhörbares Seufzen..

Ich sage ihm, dass er das nicht machen kann.. Seine ohnehin verkackte Psyche wird sich wandeln in ein Monstrum und meinem eigenen Monster sogar Konkurrenz machen können.. Es wird ihn zerstören.. Er habe keine Angst.. Ja, fuck, ich aber!

Wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass wir uns sehen, würde er seine letzte Chance, die ich ihm so großmütig einräume, auch nutzen..
Zwischenergebnis: nichts.
Weder hat er sich gemeldet, geschweige denn mit irgendwas gepunktet, was auch nur ansatzweise den Rahmen von "du musst dich schon ganz schön strecken" ankratzen würde..
Ich frage mich, was ich damit anstelle.. Werde ich mich mit ihm treffen, meine eigenen Worte Lüge strafen? Ich sollte es nicht tun, ich hätte ein ganzes Wochenende mit ihm inklusive der Nächte und gerade deswegen sollte ich nicht kommen.. Aber wenn er nachher geht.. wenn sein Bruder mich irgendwann anruft, wenn ich Monate lang nichts mehr von ihm gehört habe... Diese Angst manifestiert sich mit jedem Gedanken daran mehr in meinem Hirn und frisst sich ätzend in meine Synapsen.. Was ist, wenn ihm was passiert und wir hätten uns nicht mehr gesehen..? Ist es dann nicht dumm sich an seinem Stolz festzubeißen?
Ein unhörbares Seufzen.

Ich bin ratlos.
Afhganistan.
Ich werde ihm drohen. Ich werde ausrasten. Ich werde alles tun, was nötig ist, um ihn davon abzubringen und wenn er mich dafür hasst.. Hauptsache er lebt.



Dienstag, 22. Mai 2018
F*ck you!
Fick dich! Fick dich! Fick dich! Fick dich! Alter, fick dich!!

Es ist so belastend.. Wir hatten ein Gespräch, ich schrieb ihm zuletzt, dass ich es gern ausprobiert hätte, ob es zwischen uns funktionieren würde.. Ob wir uns auch zerfleischen, wenn wir mehr tun, als nur miteinander zu schlafen und unsere Gier nacheinander in einem Hotel halbwegs zu befriedigen.. Dass ich es schade finde, dass er uns nicht die Gelegenheit gegeben hat, einfach mal einen Film anzuschauen, oder am Boden sitzend stundenlang zu quatschen, zu lachen und zu weinen.. Ich schrieb dann anschließend, dass Alex da sei.. und ein "Bye".. und seit dem hat er sich nicht mehr gemeldet, nicht gerückt, nicht gerührt, nicht reagiert..
- Das ist jetzt eine knappe Woche her..

Es ist nicht so, dass ich viel darüber nachdenken würde, aber wenn ich es tue, dann nagt diese Unverschämtheit an mir, fühle ich mich gekränkt, dass er es nicht für nötig befindet, sich zu melden, bin verletzt, dass er keine Zeit für mich hat oder haben möchte.. Mein neu gewonnen Stolz erhält Kratzer und ich bin frustriert..

Möglicherweise denkt er darüber nach, was ich geschrieben habe.. Nicht umsonst ist er völlig atypisch um 23:22 Uhr - nein, ich stalke ihn nicht .. ähem - online gewesen.. Möglicherweise hat er keine Lust auf die ewig währende Diskussion über hätte, wenn, könnte, wäre, da er für sich schon beschlossen hat, dass er es nicht versuchen wird.. Maybe wartet er auch darauf, dass ich mich melde.. aber das wird nicht geschehen.. nicht mehr.. Zu oft kam ich angekrochen auf Knien, nur um mit ihm zu schreiben.. Die Zeiten sind vorbei und das habe ich nur allzu deutlich klar gemacht.. Und wenn das bedeutet, dass er sich nicht mehr meldet, dann ist es immer noch so..

Zwischendurch bin ich in Momenten der haltlosen Frostigkeit froh darüber, dass der Wichser sich nicht meldet, und denke mir, dass er in der Hölle einfrieren möge, bis ich mich erbarme, zu ihm herab zu steigen, um ihm so richtig einzuheizen.. Ich denke mir dann, dass es so genau richtig ist, dass es gut ist, wende mich zu meinem Mann und küsse ihn..

Aktuell habe ich auch nicht die Muße, die Kraft, die Energie das Spielchen mit meinem Nachbarn weiterzutreiben.. Gerade deswegen kommt er jetzt vermehrt aus seiner Höhle.. Sicherlich necken wir uns noch, aber ich hab keinen Nerv zu flirten, keinen Bedarf an einem weiteren anstrengenden, ängstlichen Mann in meiner Nähe, kein Interesse an ihm oder der restlichen Männerwelt..

Selbstverständlich mache ich das nicht für ihn.. bin ihm nicht treu ergeben und loyal.. Warum auch? Mit was hätte er das auch verdient? Ich genieße gerade die kurze Zufriedenheit ohne weitere Amourösitäten, die das Leben unnötig kompliziert machen.. Vielleicht habe ich es auch übertrieben mit meinem harten Abstand, aber wenn er nicht einmal vermag diesen zu erweichen, wozu dann das alles?

Die Nacht träumte ich davon, dass er für sich entschieden hat sich nicht mehr zu melden, weil sie schwanger ist mit dem zweiten Kind und die Entscheidung somit endgültig zu meinen Ungunsten vom Schicksal entschieden worden ist.. Als ich wach wurde, habe ich mich lang gefragt wie ich darauf reagieren würde.. Mit hoch erhobenen Kopf ihm alles Gute wünschen und auf dass er jetzt ein beschissenes, solides, überkrass tolles Familienoberhaupt sein würde.. Oder gehässig.. dass er ja jetzt vielleicht mit ihr seine ersehnte Tochter haben kann, nachdem unsere nicht geboren werden durfte..
- Ich tendiere zu zweiterem.....

Lange Rede, kurzer Sinn und zum glorreichen Abschluss dieses frustrierten Eintrages..:

Fick dich! Fick dich! Fick dich! Fick dich! Alter, fick dich!!