Mittwoch, 10. Juni 2020
zustandswechsel.
Natürlich war ich zickig. Er ging mir aus den Weg, ich habe ihn so gut es geht ignoriert. Auch wenn es nichts mit Gefühlen zu tun hat, darf man als Frau doch wohl angepisst sein, wenn es endet. Nein, halt, wenn der Mann es beendet.

Dann kam die Phase der betonten Gelassenheit. Natürlich juckt es mich so überhaupt nicht, was er tut. In diesem Zuge lächelte ich wieder gekonnt zuckersüß, gab ihm Kosenamen und fiel zurück in das Verhaltensmuster des belanglosen Flirtens. Er war sichtlich erleichtert. Gott sei Dank geht ihm die Alte nicht auf den Sack oder schlimmeres.

Dann schreibt er mich an, Vorwand ist ein Termin am nächsten Tag, den wir zusammen haben.

Es war klar abgemacht, dass er, wenn er eine Freundin hat, wenn er sich verliebt das zwischen uns aus ist. Er wolle das nicht; sie dann betrügen. Natürlich nicht! Es wäre völlig falsch das zu wollen – am Anfang! Außerdem bin ich nicht gern an zweiter Stelle, diese Reihe steht mir einfach nicht..

Das ganze Thema ist nicht mal vier Wochen her. Er ist nicht mal einen Monat mit ihr zusammen.

Jetzt liegt er nackt, frisch rasiert und hart in seinem Bett und schreibt mich an. Ich muss schmunzeln, wirklich schmunzeln. Diese Verderbtheit in ihm habe ich kennen gelernt, es hätte mich gewundert, wenn es anders gekommen wäre, aber tatsächlich rechnete ich nicht so früh damit. Kaum ist sie weg, bei einer Freundin, er allein zu Haus – zack – steht er bei mir auf der Matte – charmant. Ich habe auch wirklich, ganz ehrlich, einige Sekunden darüber nachgedacht ihn fürsorglich darauf hinzuweisen, dass er sich beschissen fühlen wird, dass wir das sein lassen sollten, aaaaber; ich bin ja nun mal nicht seine Mami.

Mir war klar, dass er noch nicht so weit ist für eine monogame, ernsthafte, langweilige Beziehung. Die schränkt ihn viel zu sehr ein.

Mir war klar, dass er äußerst bemüht ist sich selbst unter Kontrolle zu halten. Ein Mensch zu sein, der eine ernsthafte, langweilige Beziehung will und seine Freundin mit dem nötigen, selbstverständlichen Respekt behandelt und dem Treue unglaublich wichtig ist.

Mir war klar, er würde bereuen, was er tut.

Tat er. Nicht so ernsthaft, wie man es tun sollte. Eher so „Ich fühle mich scheiße aber ich kann‘s ja nicht ändern.“.. Nun habe ich die nächste Stufe der Gelassenheit erreicht. Ich mache mir einen diebischen Spaß daraus. Sage ihm, dass er mich anmacht. Er schluckt und reißt sich zusammen und ich lache. Berühre ihn beiläufig. Locke ihn, ohne ihn kriegen zu wollen. Ein nettes Spiel. Und ich denke das geht ihm genauso.

Zu dem was vorher war ist es angenehm mit dieser gefühlslosen Leichtigkeit an die Sache heranzugehen. Es geht um niedere Triebe, Instinkte, um das Adrenalin, um das diebisch gute Gefühl böse zu sein und ein schlechter Mensch. Da stört ein totes, verkümmertes Herz nicht. Es liegt nicht im Weg.