Montag, 18. Juni 2018
Straftat.
Dieser typisch, angenehm leichte, sonnige Duft von Sonnencreme steigt mir in die Nase.. Auf dem Fuße folgt ein Schauer, der den Rücken empor jagt, ein verschämter Blick gen Boden gepaart mit einem schmutzigen Grinsen und die Zungenspitze, die nervös über die eigenen Lippen fährt.. Dieser Geruch macht mich wuschig.. lüstern.. gierig..

Flashback.

Nach rund 280 km stehe ich mit dem Auto auf dem Parkplatz eines Hotels, als mein Auto von jetzt auf Gleich verreckt. Ich stehe inmitten dieses Platzes.. "nee, ne?!"
Ich glaube bekanntermaßen nicht an Gott aber an das Schicksal. Habe ich sie da gerade lachen hören?

Ein paar Minuten später fahre ich mir durchs pinke Haar, unentschlossen des Weinens oder Lachens, ziehe aufgeregt, wütend, verwirrt an meiner Zigarette und rufe ihn an "Mein Auto ist soeben verreckt. Ich stehe hier auf dem Parkplatz.. " Es ist kurz Stille, mit dieser Information hat er nicht gerechnet.. "Ich komme." Ich bin zu aufgewühlt, um für ihn aufgewühlt zu sein.. Es ist nur ein verlegenes Schmunzeln, als ich ihn sehe. Er schmeißt sich ins Auto und versucht sein Glück. Das Schicksal stößt mir schallend lachend den Ellenbogen in die Seite. Mit Hilfe eines weiteren Mannes schieben sie das Auto zumindest aus dem Weg und ich rufe meinen Schutzbrief ab.. Wie zum Teufel erkläre ich das zu Hause, dass ich wo bin, wo ich gar nicht sein sollte?! Irritierend, bisweilen lustig, kommt keine Panik auf.. "Komm erstmal her." Er schließt mich in die Arme und ich bin nicht willens die Umarmung zu erwidern aber gewähre mir kurz den Moment die Augen zu schließen, tief durchzuatmen, seinen Sonnencremeduft einzuatmen, der mich für die Zukunft prägt..

Das Spiel zieht sich und wird teurer und teurer.. Mit einem Randgedanken bemerke ich amüsiert, dass uns Abschlepper, Autohaus, etc. für ein Paar halten, das gemeinsam ins tiefste Sachsen für einen Urlaub fährt und nicht für zwei Menschen, die vor ihren Familien still und heimlich, voller Lügen getränkt, zum anderen geflohen sind..
Ich lehne mich an ihn - wie selbstverständlich.
Er legt seine Hand an meinen Oberschenkel, als ich neben ihm stehe, während er sitzt - wie selbstverständlich.
Wir küssen uns nicht aber wir sind ein Paar - hier, in Sachsen.

Es ist klar mein Auto hat einen langfristigen Schaden und muss aufwendig repariert werden. Sie straft mich mit der Option aufzufliegen und einem Haufen Kosten..

Irgendwann habe ich den Mietwagen und wir fahren zurück ins Hotel.. Er hatte schon eingecheckt, ich sah den Luxus zum ersten Mal. Ich werde nicht rot aber mein Blick streift das Bett mit einem verlegenen Schlucken in der Kehle. Ein Blick zur Badewanne, purer Luxus in einem Hotel, ich spüre ein Kribbeln in meinen Wangen. Eine Schmerztablette gegen die pochenden Schläfen. In der Zwischenzeit ein ausgeklügelter Anruf zu Hause, nichts vorbereitet, eine Geschichte aus den spontanen Gedanken, gepaart mit einer Menge Aufregung und Wut und schon wird sie glaubhaft. Das Ding ist geritzt. "Was? Nein, ich komm nich nach Hause, ich werd' mir erstmal die Kante geben vom Herrn und dann morgen nach Haus' fahren." Schiff geschaukelt oder so..

Es dauert verhältnismäßig lang, dass wir Beide auf dem Bett sitzen, halb liegen, ganz liegen ohne uns zu berühren. Der erste Kuss ist wie immer zaghaft, vorsichtig, schüchtern.. Vielleicht rechnet er ein um das andere Mal damit, dass ich einfach aufspringe und weglaufe.
Mir ist bereits klar was passieren wird, vielleicht uns Beiden, obwohl er das später negiert, aber ich ziere mich.

Wir schlafen miteinander.
Wir gehen essen.
Wir schlafen miteinander.
Wir schauen Fern.
Wir schlafen Seite an Seite ein.
Wir frühstücken.
Wir schlafen miteinander.
Wir checken aus.
Wir gehen spazieren, Hand in Hand.
Wir unterhalten uns.
Wir küssen und verabschieden uns.

Wir haben geredet in der Zwischenzeit. Wenn er keine Lust mehr hatte, hat er mich mit Küssen unterbrochen. Er ist es leid, das weiß ich. Aber er versteht jetzt etwas besser, das weiß ich. Ob daraus eine Änderung folgen wird, ist mir völlig unklar. Ich habe ihn nicht gefragt welche Resonanz das Treffen zwischen uns bei ihm hat - möglicherweise aus Angst vor dem Ergebnis.
Ich werde ihn noch fragen müssen, sonst wühlen die Buchstaben sich durch meine Eingeweide und machen mich wahnsinnig.

Es fühlt sich nicht an nach einem Abschied. Es fühlt sich nicht nach Beginn an. Es fühlt sich an nach zu Hause, nach "Genau so"..

Ich komme zu Hause an, müde, erschöpft, nervlich belastet durch die Strecke. Ich erzählt eine Geschichte, die so halb gibt, halb nicht und präzisiere keine Einzelheiten, an die ich mich später nicht mehr erinnern kann.
In der Nacht schlafe ich das erste Mal seit Langem von meinem Mann abgewandt ein und es stört mich nicht im Geringsten..