Montag, 4. Juni 2018
Dinge zu sagen.
Meistens schreibe ich dann Einträge, wenn ich sie im Kopf schon geschrieben habe.. Manchmal sind es Anfänge, Mittendrinsätze oder galante Beendigungen, die dazu führen, dass ich etwas schreiben muss, dass ich das zerfressende Bedürfnis kriege meine Gedanken niederzuschreiben.. Oftmals habe ich die Hälfte meiner so wohl durchdachten Sätze wieder vergessen, ehe ich die Gelegenheit erhalte sie niederzuschreiben.. Bei den rasenden Gedankenfetzen in meinem Schädel ist es auch kein Wunder, es fällt mir ohnehin schwer sie auch nur wenige Minuten festzuhalten..

Jetzt habe ich nichts dergleichen und frage mich womit ich beginnen soll.. Ich muss schreiben, ich habe etwas zu sagen aber der Anfang, die Mitte und das Ende sind nicht klar..

Afghanistan.

Er muss in den Auslandseinsatz - wahrscheinlich. Höchstwahrscheinlich.

Bis zu diesem Zeitpunkt strafe ich ihn mit speiendem Gift und Verachtung. Es täte ihm weh, obgleich er es verstehen würde.. Ob ich ihn trotzdem noch sehen wolle.. ich sage "nein"..
Afghanistan.
Afghanistan ändert alles.

Er wird gehen, er will gehen. Ich bitte ihn zu bleiben, er sagt es täte ihm leid aber er würde gehen.. Ich frage ihn, ob ich ihm tatsächlich erst drohen muss.. Er bittet mich dies nicht zu tun, schließlich stünde ja auch noch nichts fest..
Ich seufze ein für ihn unhörbares Seufzen..

Ich sage ihm, dass er das nicht machen kann.. Seine ohnehin verkackte Psyche wird sich wandeln in ein Monstrum und meinem eigenen Monster sogar Konkurrenz machen können.. Es wird ihn zerstören.. Er habe keine Angst.. Ja, fuck, ich aber!

Wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass wir uns sehen, würde er seine letzte Chance, die ich ihm so großmütig einräume, auch nutzen..
Zwischenergebnis: nichts.
Weder hat er sich gemeldet, geschweige denn mit irgendwas gepunktet, was auch nur ansatzweise den Rahmen von "du musst dich schon ganz schön strecken" ankratzen würde..
Ich frage mich, was ich damit anstelle.. Werde ich mich mit ihm treffen, meine eigenen Worte Lüge strafen? Ich sollte es nicht tun, ich hätte ein ganzes Wochenende mit ihm inklusive der Nächte und gerade deswegen sollte ich nicht kommen.. Aber wenn er nachher geht.. wenn sein Bruder mich irgendwann anruft, wenn ich Monate lang nichts mehr von ihm gehört habe... Diese Angst manifestiert sich mit jedem Gedanken daran mehr in meinem Hirn und frisst sich ätzend in meine Synapsen.. Was ist, wenn ihm was passiert und wir hätten uns nicht mehr gesehen..? Ist es dann nicht dumm sich an seinem Stolz festzubeißen?
Ein unhörbares Seufzen.

Ich bin ratlos.
Afhganistan.
Ich werde ihm drohen. Ich werde ausrasten. Ich werde alles tun, was nötig ist, um ihn davon abzubringen und wenn er mich dafür hasst.. Hauptsache er lebt.