Dienstag, 30. Juli 2019
gefesselt.
Es liegt klar daran, dass er es war, der mich abserviert hat. Er hat mich abserviert aber er will mich noch, das zeigt er mir oft genug. Deswegen kann ich nicht ablassen. Meine Gedanken driften immer wieder zu ihm hin. Meine Fantasien gelten ihm und sie drehen sich alle darum, dass er seinen Fehler eingesteht, auf Knien angekrochen kommt und es eine wirklich sehr lohnende Zeit des Wartens war mit einem herausragenden Ergebnis.. Es nervt mich selbst.. Jetzt mal ehrlich, so geil ist der Typ nicht. Er hat schon was an Haaren eingebüßt und sieht nur sexy aus mit Cap aber soll er das im Bett auflassen?! Er hat das wohl bekannte Beziehungs-/Bierbäuchlein und Himmel; er rasiert sich die Oberarme! Das ist nichts weitere als eine alte, verbrauchte Technoversion aus Marzahn, wie wir es von damals kannten.. Auf sowas stehe ich nicht.. eigentlich mal so gar nicht.. aber ich stehe darauf, wenn er mir nicht widerstehen kann.. Ich stehe darauf, wenn er nicht schlafen kann, weil sich seine Gedanken um mich drehen.. Ich stehe darauf wie er mich ansieht mit diesem Blick, der mich auszieht und versucht herauszufinden wie ich ticke, was ihm nicht gelingt und ihn umso wilder auf mich werden lässt.. Ich mag auch sein Lächeln, dieses kecke, schiefe Schmunzeln, wie ich es auch so gut drauf habe.. Und natürlich kickt mich das Heimliche, ich liebe das Adrenalin in meinen Adern.. Ich liebe die Bösartigkeit, die dahinter steckt.. und ich steh einfach drauf, wenn ich triumphiere und gewinne.. Das ist auch schon alles.. Und dass er ein feiger Waschlappen ist, macht ihn nicht sexier.. Wow… sagen wir lieber; schärfer.

Er ist der zweite Mann in meinem Leben, der mich abserviert hat. Ich kann damit also nicht so gut umgehen.. Meine Schule dahingehend ist schwach ausgeprägt.. viel ausgeprägter ist das Wissen, dass ich alle haben kann, wenn ich nur will und den richtigen Schalter umlege – den ich bisher auch immer gefunden habe.. bis auf einmal – da leider gar nicht aber hey, da war ich .. 15? Ich schiebe es auf den Mangel an Erfahrung, sein Unwissen, ob der Vorfreuden. Ich hatte ihn zwar in meinem Zimmer und in meinem Bett aber leider, leider wollte er nicht.. Lustig, dass ich manchmal heute noch an ihn denke.. Meine Stalkerfähigkeiten sind jedoch leider nicht so ausgeprägt. Ich hätte gern gewusst, ob er immer noch so ein sexy Typ wie damals ist, oder ob er auch mit Geheimratsecken, Bäuchlein und müden Blick durch die Gegend schlurft..

Aber er? Ich hatte ihn bereits.. fast.. fast ganz.. Dann kamen die Feiertage, zwei Wochen Möglichkeit einen klaren Kopf zu kriegen und dann? Puff, vorbei.. Mist!
Ich meinte es ernst, als ich sagte es sei gut, ich stehe nicht auf Muschis.. Aber dass er mich so penetrant ignoriert, meine Gegenwart vermeidet so gut es geht und wenn er nicht aufpasst mich dann beobachtet, oder mich manchmal so ansieht, wenn wir doch sprechen oder er einen Satz fallen lässt, der mir verrät, dass er genau mitkriegt, dass ich nicht arbeiten war, sondern krank zu Hause.. Dieses wissende Lächeln und dieses Funkeln im Blick – moah!

Aber sonst hat er sich gut von mir gelöst. Er macht es schon ganz hervorragend.. Ich bin wie der Süßigkeitenschrank. Er hält tapfer durch, geht dran vorbei, manchmal auch ohne einen Gedanken daran zu verschwenden und dann.. völlig unvorbereitet trifft es ihn dann, dann springt die Schokolade in seine Gedanken, der Lolli klebt bereits an seinem Gaumen und die Liebesperlen klappern in seinem Mund.. Dann öffnet er doch mal die Tür, schaut, nimmt eine Nase.. aber er ist fucking diszipliniert. Leider viel disziplinierter als ich ihm je zugetraut hätte..

Wir waren zusammen auf einem Geburtstag einer Nachbarin eingeladen.. Ich hab mir Mühe gegeben mit meinem Outfit.. viel Haut, sein Lieblingsparfüm.. Als wir Gelegenheit erhielten uns ungestört zu unterhalten, weil unsere Partner irgendwo verstreut waren, waren es belanglose, unverfängliche Themen aber hat er geschluckt, als ich mit gespreizten Beinen und rausragendem Hintern auf der Bierbank nach vorn gerutscht bin um ihm gegenüber zu sitzen? Ich bin mir nicht sicher, ich war viel zu sehr darauf konzentriert die Bewegungen bewusst lasziv wirken zu lassen – Gott bin ich armselig..

Als ich tanzte mit einem Schwung der Frauen, einem kleineren Teil der Männer, dem Geburtstagskind und dem Sohn dieser, der Animateur im Ausland ist, habe ich seinen Blick nicht nur auf mir gespürt, ich habe ihn gesehen, manchmal eingefangen und die Hüfte umso mehr zum Takt der Musik gewogen.. – meine Fresse, habe ich es nötig..

Als ich in einem intensiven Gespräch mit dem Sohn der Nachbarin, niedliche 23 Jahre jung - und ganz ehrlich? Nettes Frischfleisch aber dann doch ein bisschen arg jung – eng beieinander um der lauten Musik entgegen zu wirken, hat er das beobachtet.. Ich bin mir nicht sicher, ob er eifersüchtig war? Vielleicht neidisch auf ihn? Möglicherweise hat er sich vorgestellt, dass er dort sitzen würde, Schulter an Schulter, meine Lippen an seinem Ohr? Oder er hat sich einfach nur angewidert gedacht, dass ich echt vor gar nichts Halt mache und mir jetzt noch den jungschen Bengel einverleibe wie eine .. Ich weiß es nicht, aber es hat ihn nicht losgelassen.. – Ja und?! Kennste Wayne??

Die Chancen meine Fantasien noch zu erleben, schwinden Stückchen für Stückchen im Nichts aber ich bin mir insgeheim sicher, dass das genau das Richtige – und langweilige, abgefuckte, nutzlose, äh-was? – ist für uns Beide.. oder so.. so sagt man das doch, nicht wahr..?



Freitag, 18. Januar 2019
vernunft. langeweile.
Ich betrachte die schneeweißen Felder und bin so in Gedanken versunken, dass es fast schon an unverschämtes Glück grenzt, dass ich nicht gegen den nächstbesten Baum bretter..

Ich bin frustriert.. Frustriert ist wohl der richtige, alles umfassende, und doch bescheidene Ausdruck meiner Gefühlswelt..

Vernunft und Langeweile haben wieder Einzug gehalten.. Beides nicht meine Talente, nicht meine Stärken und befreundet sind wir auch nicht.. Ich nehme es mit einem frustrierten Schnauben zur Kenntnis..

Er hat kaum noch geschlafen.. hat sich in die Hosen gemacht..
Mit einem Gefühl der Wut, gefolgt von stoischer Resignation habe ich es beendet, bevor es überhaupt richtig Spaß gemacht hat.. Ich versuche mir einzureden ich habe es ihm zuliebe gemacht und ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist Vernunft walten zu lassen.. Genau genommen aber habe ich es nur deswegen beendet, weil es so keinen Spaß macht, weil er so nicht seinen Zweck erfüllt.. Ich habe nicht etwas gestartet, um ein bisschen sein Ego zu polieren, doch das sage ich ihm nicht.. Ein bisschen Händchen halten, wenn man auf die Frage „was zum Teufel tu‘ ich hier??“ keine Antwort weiß, ist okay.. aber für mehr stehe ich leider nicht zur Verfügung. Ich habe meinen eigenen Probleme..

Das Geschreibe hat mich meistenteils bereits angeödet.. Zu viel Smalltalk.. zu viel Geplänkel.. Was habe ich auch erwartet? Ein Baulude ist in der Tat in der Regel kein Philosoph aber mit jedem Tag habe ich mehr gemerkt, wie ich Vergleiche zog.. Stellte fest, dass SEINE Worte mir fehlen.. unsere tiefsinnigen Gespräche, unser Spaßgeplänkel, unsere Sicherheit in der Rethorik und nicht zuletzt die heißen Geschichten.. Wie bereits gesagt, das neue Spielzeug erfüllte nicht mehr seinen Zweck..

Es stört mich jetzt so nackt dazustehen, ohne Halt.. Ich habe keinen Austausch, ich muss jetzt allein mit mir selbst klarkommen und es ist nur eine Frage der Zeit, ehe ER wieder in meinen Träumen auftaucht und meine Gedanken einhüllt wie eine Droge.. Der Gedanke versetzt mich fast schon in Panik – aber nur fast..

Ich kann noch nicht sagen, dass ich erleichtert über die erwartete oder unerwartete Wendung bin.. Das wird sich zeigen, wenn wieder Ruhe einkehrt.. das wird sich zeigen, wenn wir wieder miteinander umgehen, wie wir miteinander umgehen..

In jedem Fall ist mir klar, dass ich ihm eine Tür geöffnet habe, die er bis dato geflissentlich ignoriert hat und während er sich bei mir – einem gelinde gesagt eiskalten Profi – in die Hosen kackt, kann ich mir gut vorstellen, wie er eine Single-Hohlbirne, deren Nummer auf einem Starbucksbecher prangte, rammelt, die ihm dann alsbald einen Strick um den Hals legt.. Irgendwie bringt mich diese Vorstellung zum schmunzeln.. Ja, ich bin ein schlechter Mensch..



Donnerstag, 3. Januar 2019
neues jahr. neues spiel.
Das neue Jahr endet wie das Alte. Der gleiche Scheiß auf neuer Ebene.

Gute Vorsätze breche ich bereits beim Gedanken daran, daher habe ich schon vor Jahren aufgehört vorzugeben, dass ich mich in welcher Form auch immer bessern will..

Heute früh war ein fast schon unbekannt gewordener Moment ein Begleiter, den ich geflissentlich gelernt habe zu ignorieren.. Ein Song.. Ich träller am Anfang noch mit und bemerke dann erst, dass mir Tränen in den Augen stehen. Fuck, so ein Scheiß! Ich ging davon aus, ich sei über ihn hinweg und heute Morgen springt er im Schwanenseestil durch mein Herz und zerreißt es mir..

Im nächsten Augenblick bin ich bereits wieder wütend über diesen Moment, diese Gefangenschaft, diesen Menschen, der mich in der Hand hält wie eine verfluchte Marionette..

Dabei habe ich alles getan, um ihn zu vergessen.. Um ihm und mir zu beweisen, dass ich es ernst gemeint habe, als ich sagte, dass es zu spät sei und eine Rückkehr nicht mehr möglich sei, weil ich das nicht wollte.. – wirklich alles..

Meine stetig wabernden Gedanken habe ich mit neuem Stoff gefüttert.. mit dem Stoff des Mannes von Neben an..

Mir ist schleierhaft wie es dazu gekommen ist.. Wir haben öfters geschrieben, ja.. Ich hab hier und dort mal einen Spruch gelassen, ja.. und plötzlich, von jetzt auf gleich, flirten wir wie verrückt.. Wir schicken uns Bilder und zwar solche, auf denen das Gesicht keine Rolle spielt.. Ob ich das wirklich will? Ach, scheiß drauf, warum nicht?!

Ich hab‘ gezweifelt, dass er wirklich Interesse an mir hat.. Warum auch? Ich bin nun weiß Gott nicht sein Stil.. Er ist ein Marzahner Prolet, Solarium gebräunt, Cap tragend, mit dem Intellekt einer Fruchtfliege und einem hübschen, gestylten Püppchen als seine Ehefrau.. Ja, die Beiden passen zusammen.. Er war ihr zehn Jahre treu ergeben, nachdem er sie als eine seiner drei Freundinnen aus Versehen geschwängert hat, und plötzlich sieht er mich so an.. die Frau mit zerknautschten pinken Haaren, schwarzen Fingernägeln, maximal Wimperntusche, Chucks und einem viel zu großen Mundwerk..

Manchmal vergesse ich meine vielfach bewiesene Wirkung auf die Männerwelt.. In diesem Fall insbesondere und dass er auf mich eingeht, während er die Starbucksbecher mit fremden Telefonnummern sofort beseitigt, lässt mich um ein vielfaches wachsen..

Er ist herrlich einfach. Einfach zu manipulieren. Es macht Spaß mit ihm zu spielen und ihn in meine Fänge zu locken.. Die Verlockung ist zu groß, um nicht weiterzugehen.. Kurz darauf presst er mich an seinen Bus und ich küsse zum ersten Mal einen Typen mit Zungenpiercing.. Er will es dabei belassen, bei einer wilden Knutscherei und ein bisschen Fummeln.. es sei besser so.. Am nächsten Tag treffen wir uns erneut in einem verlassenen Waldstück.. Es ist kalt, es nieselt, aber das ist scheiß egal..
Was passiert, muss nicht weiter ausgeführt werden.. Es sei nur so viel gesagt, dass sein Bus ihn von nun an etwas erinnern wird.. Jedoch.. ist es nicht zum Äußersten gekommen, wir haben Beide gekniffen..

Dann kamen die Feiertage, alle Urlaub, und wir somit eine Abkühlungsphase.. Kurz darauf schreibt er mir, dass es ihm gut damit ginge und dass es besser sei, wenn wir es dabei belassen würden.. Ich bin enttäuscht und zickig, das war nicht nach meinem Geschmack, nicht in meinem Interesse, womit zum Teufel soll ich IHN denn loswerden, wenn ich keinen Ersatz habe?!?

Am nächsten Tag schreibt er erneut.. Greift das Thema wieder auf.. Er will nicht, dass ich böse bin.
- Janeeisklar, das wird’s sein.. Das ist der einzige Grund.
Er hätte Angst sich zu verlieben.. Ich schmunzel‘ trocken und bisweilen bösartig. Das ist nur eine Frage der Zeit..

Wir arbeiten uns erneut präzise vor bis zu dem Moment, in dem wir wild miteinander ficken werden, völlig aufgegeilt durch die Zeit davor.. Es ist reichlich unclever das mit ihm zu tun, der nebenan wohnt, dessen Familie nebenan wohnt, gleiches gilt für ihn.. Es wird ein absolutes Desaster und es ist absolut besorgniserregend, dass ich mich auf dieses Drama diebisch freue.. Alles – wirklich alles – ist besser als das Dahinvegetieren und IHM nachtrauern.. und wenn das bedeutet, dass ich mir mein verficktes Leben auf diese Weise wiederholen muss, dann – verdammt nochmal – werde ich genau das tun..