wunderschöne, einsame Nächte.
... Ich vermisse sie - sehr sogar.
Mir fehlt es, dass ich die halbe Nacht durch die Stadt stromer, wie eine ausgesetzte, wilde Katze.. Nur ich, inmitten meiner spielenden Schatten, wirren Gedanken, dem flüsternden Wind und der lieblichen Umarmung der Dunkelheit..
Ich habe es genossen ebenso rastlose Seelen wie mich kennen zu lernen oder wieder zu treffen, wenn sich unsere Wege Monate später oder manchmal auch ein paar Nächte in Folge kreuzten..
Es waren Wege freier Gedanken. Ich trug keine Masken, denn ich war anonym. Wenn man mich ansprach, wunderte man sich nicht über den von Wahn funkelnden Blick, denn ihre Augen funkelten ebenso.. Man wunderte sich nicht, wenn man diffuse Antworten gab, weil man gerade noch im Zwiegespräch mit der Schattenseele gewesen war, weil die Fragen ebenso diffus waren..
Seit der Geburt meines Kindes wurden sie weniger, diese Nächte. Selten bis nie.. Und jetzt? Jetzt sitze ich kurz vor Mitternacht, wenn überhaupt, bei der letzten Zigarette auf dem Fensterbrett, meistens nicht einmal alleine, um die drückende, brennende Maske wenigstens mal ein paar Minuten abstreifen zu können.. Manchmal fragt er mich, was ich so seufze, und mir wird erst dann bewusst, dass ich geseufzt habe.. Eine lapidare, genuschelte Antwort schiebt er auf meine Müdigkeit - es ist ja auch schon Bettchenzeit - Herr Gott! Ich bin eine Motte, kein fucking Schmetterling!
Meine einsamen Momente verbringe ich im Auto.. ich genieße sie.. die Stunden auf der Autobahn, in denen ich mit mir allein bin.. aber es ist nicht das Gleiche. Es ist Tag, keine Schatten und die Straße beansprucht zu viel Aufmerksamkeit, um dem Wahnsinn seine Schranke zu nehmen..
Alles staut sich auf, baut sich auf zu einem tosenden Wall, einer gewaltigen Welle, ich spüre es wie Galle aufsteigen und kann dem nur mit eben diesem bestimmten Seufzen entgegen sehen.. Meine Möglichkeiten zum Ausgleichen der Furchen zwischen meiner Welt und der Glaskuppel, in der sich die Anderen befinden, sind zu marginal, um wirklich etwas zu bewirken.. Ich kann es etwas schieben, etwas ziehen und dehnen aber die Welle wird über mir zusammenschlagen und mich ertränken..
schreibwut am 23. Mai 18
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren