Donnerstag, 8. November 2018
seelenverwandtschaft.
Ich sitze im Nichts - nachdenklich.. Die Beine habe ich übereinander geschlagen, der Ellenbogen der linken Hand ruht auf dem Knie, das Kinn kuschelt sich in die Handfläche.. Mit einem abwesenden Blick betrachte ich den Faden vor mir.. Er ist hauchzart, nicht mehr als eine Spinnenwebe aber ich weiß, er ist widerspenstig, hartnäckig wie Stahl..

Ich beuge mich nach vorn, lege mich auf mein Knie und die Fingerspitzen berühren den Faden so vorsichtig als würde allein eine zarte Berührung etwas beschwören, was man nicht zu kontrollieren weiß..

Ein Zupfen, ein "Ping". Ein Zupfen, ein "Ping".

Ein tiefes Stirnrunzeln zeichnet sich unter dem blassrosa Pony ab und ein frustriertes Schnauben zeugt von dem aufwallenden Zorn, der impertinenten Wut, die sich irrational wie ein Vulkan aufbäumt.

Mit einer plötzlichen Bewegung stehe ich auf, starre wütend auf den Faden, ergreife ihn mit beiden Händen und versuche ihn zu zerreißen, ziehe daran, hänge mich mit meinem ganzen Gewicht rein und versuche alles, um dieses störrische Ding zu entzweien.. Bis auf eine aufgeregte Spannung des Fadens, passiert nichts.. Ich puste mit finsterem Blick die Haarsträhnen aus dem Gesicht und blicke auf den Faden, der sich in meinen blutigen Händen sühlt..

Ich beiße hinein. Nichts.

Ein wütendes Knurren entringt sich den Lippen und fluchend springe ich auf diesem Faden herum, dass es Rumpelstilzchen in den Schatten stellen könnte..

Mit einem lieblichen Sirren schnellt der Faden letztlich wieder in seine Ausgangsposition, schwingt bedächtig noch einige Male nach und verhöhnt mich..

Diese Verbundenheit. Ich hasse sie. Ich möchte das nicht. Wo kann man das zurück geben?



von flatternden herzen im nebel.
Die schlafende Welt ist eingehüllt in ein dichtes, sehnsüchtiges Werk aus grauer Zuckerwatte.. Ich sehe kaum 50 m weit - aber ich bin mir nicht sicher, daher bleibt die Nebelschlussleuchte aus, was solls..?

Es ist dunkel, die Sonne tut sich heute schwer mit dem Aufstehen, liegt irgendwo noch gebettet im weichen Nebel und dreht sich nochmal mit einem Seufzen nach links..

Niemand da.. Vor mir ein schwarzer Schlund, ein dunkles Loch, umrahmt von grauem Dunst der Unheiligkeit..

Da ist wieder dieses Gefühl.. Es ist keine Furcht, es ist keine Depression.. Mein Herz beginnt zu flattern, so leicht, so scheu wie ein Kolibri. Voller ehrlicher Aufregung sehe ich dem Loch entgegen und hoffe inständig, es möge mich dieses Mal endlich verschlingen..