Mittwoch, 18. Juli 2018
ohne abschied.
Du warst einfach so weg. Plötzlich von jetzt auf gleich bist du gegangen. Deine letzten Worte „Ich werde es mit ihr besprechen.“, statt „Ich werde dich auf ewig lieben.“ zeugen nicht von Abschied, doch scheinen es Abschiedsworte zu sein.. Es ist Wochen her, dass du dich gemeldet hast und während du anfangs noch zu den ungewöhnlichsten Zeiten und oft online warst, was ich erschreckender Weise oftmals gestalked und dir unterstellt habe, dass die Sehnsucht nach mir dich dazu treibt meinen Status, meine Aktivitäten zu stalken und dir ewig lang mein Profilbild anzuschauen, verzweigen sich die Gedanken dank Zuarbeit umweltlicher Einflüsse in ganz andere Richtungen.. Während am Anfang noch die reichlich naive Hoffnung bestand du würdest dich nochmal melden, vergingen die Tage, die Nächte und die Wochen.. Erst streiften mich Gedankengänge wie diese, dass du möglicherweise nie vorhattest dich zu verabschieden.. Das könnte den Grund haben, dass du es nicht kannst, dass du es nicht möchtest, dass du nicht bereit bist.. Nach weiterer zäh fließender Zeit ereilt mich die Eskalationsstufe 1, dass du womöglich gar erleichtert bist.. Dass du es mit den anderen eben genauso getan hast, nachdem du erfahren hattest, dass sie mit deinem Sohn schwanger ist.. Kontaktabbruch innerhalb einer Minute, alles fortgewischt, als wäre nie was gewesen, durchatmen und weiter machen.. Ich habe dir gesagt, das wird bei mir nicht gehen. Nicht bei mir. Aber was ist wenn doch? Was ist, wenn das, was ich als unerschütterliche, jahrzehnte lang bestehende Wahrheit gesehen habe, als Lüge erweist? Vielleicht bin ich das Gleiche für dich wie die Anderen. Vielleicht bin ich nur eine Trophäe, die einen Ehrenplatz erhält, weil die Beute so lang auf sich warten ließ.. Der Gedanke, dass du ohne mit der Wimper zu zucken dein Leben lebst, lachst, mit deinem Sohn spielst, die Hand auf den Bauch deiner Frau legst, lässt mich würgen.. nicht nur im buchstäblichen Sinne.. Zwischen Wut, endloser Trauer, Enttäuschung und Leere mischt sich Magensaft, weil mir kotzübel wird, dass alles einen Scheiß wert sein könnte..

Klassisch kitschig vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke. Morgens beim Aufwachen aus kräftezehrenden Nächten, auf der Fahrt ins Büro, wenn das fucking Handy vibriert, auf der Fahrt nach Hause, wenn ich mehr als eine Minute allein mit meinen Gedanken bin und beim Einschlafen. Es ist mittlerweile ein anderes Denken, nicht mehr immer so gefühlsbelastet.. Ich spinne mir gern Szenarien zusammen, die ich dann harsch unterbinde, weil sie nie so stattfinden werden und erwische mich, wie ich sie spätestens am nächsten Tag wieder neu aufnehme und mit neuen oder anderen Details verziere.. Ich bin mittlerweile gut darin alles von dir, für dich, an dir zu unterbinden, in den Keller zu stopfen und die schwere Holztür mit den 32 Riegeln zu zu schmeißen um dann anschließend noch einen morschen, zarten Besenstiel unter die Klinke zu schieben – sicher ist sicher.

Ich denke mir „Hey, er ist ein Wichser. Selbst wenn er käme, du würdest ihm nie wieder vertrauen und er würde dich nur enttäuschen.“ Oh, halt, das ist nicht mein Gedanke. Aber das hindert das Hirn nicht alles, was klaffende Wunden hinterlassen hat, wieder aufzunehmen und sich daran zu stärken, den Rücken gerade zu ziehen und die müden Augen stahlhart blicken zu lassen.

Wenn ich auf den Kalender schaue und resümiere wann wir zuletzt geschrieben haben, dann bin ich erschrocken, dass es erst so wenige Wochen sind.. Ich könnte schwören es sind bereits Monate vergangen.. So fühlt es sich an.. so ganz ohne dich.. Eine endlose Zeit, die nicht weitergehen mag, in der ich feststecke, wie in muffeligen Morast..

Ich gehe alle Wege, die sich mir öffnen oder die ich mit fragwürdigen Wegweisern passiere, um weiter zu kommen, um dich zu verdrängen, zu vergessen und einen Weg zu finden damit klar zu kommen – nein, halt, eher darüber lächeln und erleichtert sein zu können. Drogen, Alkohol, Adrenalin, andere Männer. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Es würde mir einfacher fallen, hätte ich einen Beweis der eingangs aufgeworfenen neuen Gedanken.. Wenn ich wüsste, es ist wirklich so, dass du auf mich scheißt, würde es mir leichter fallen.. Ich bin nicht in der Lage dir gänzlichst Lug und Trug zu unterstellen und so muss ich glauben, dass du so sehr leidest wie ich.. und ich hoffe du leidest noch wesentlich mehr.

Ich erlaube mir nicht den Gedanken, dass jetzt alles vorbei ist für immer. Er erschreckt mich zu sehr und überzieht meine Haut mit einer nagenden Kälte.. Ich weiß, dass es so ist, aber das bedeutet ja nicht, dass ich es glauben muss..



Männerglück.
Schon blöd, wenn man anfängt sich über Männer zu definieren..

Dieses Naturell sich die Bestätigung bei einem anderen Mann zu holen, wenn der Auserwählte nicht bereit ist einem das zu geben, was man will oder braucht, um sich anschließend besser zu fühlen, ist keine feine Art..

Er hat sich auch stets erfolgreich gegen mich gewehrt. Wir kennen uns beinah so lange wie ER in meinem Leben seine unkrautigen Wurzeln hat.. Wir haben nach einer „intensiven Zeit“ Jahre lang einmal im Jahr zu Silvester Kontakt gehabt, ein paar Worte gewechselt, Neuigkeiten in Erfahrung gebracht, um dann 364 Tage nichts mehr voneinander zu hören.. Das Leben ging auf beiden Seiten seine Wege und wenn wir schrieben, dann flirtete ich ihn ungeniert an, aus Spaß. Es war nichts ernstes, denn er fühlte sich geschmeichelt und ich wusste ich würde ihn beim Einschlafen begleiten oder eine nette Fantasie sein, wenn er die Gelegenheit hätte mit sich allein zu sein.. Und ich wusste er würde mir auf dieser charmanten Art und Weise eine Abfuhr erteilen – im Übrigen der Einzige, der sich das erlauben konnte, ohne mich zu kränken. Es war ein nettes Spiel für die Abwechslung. Ich habe ihm seine Frau, seinen Sohn und sein Glück gegönnt – habe ich wirklich. Er sei glücklich. Zwischendurch wäre er beinah schwach geworden aber ehe er einen Fehler begehen konnte, besann er sich eines besseren, erklärte er mir – der Glückliche!

Dieses Mal ging ich auf Angriff.. Ich spielte mit seiner gespielten Zaghaftigkeit und riss seine stacheldrahtbesetzen Zäune nieder. Ich verschwendete aus Frust, Traurigkeit und dem Zorn einer verschmähten Frau keine Gedanken an seine Familie, warum auch? Das alles ist doch nur eine selbst gewählte Farce und wenn ich ihn bekäme, dann würde es das nur bestätigen.. Ich glaubte ja auch ohnehin nicht daran. Ich rechnete mit Widerstand, ganz fest sogar. Aber der Widerstand ließ sich fortblasen wie eine Seifenblase und ich sah sie mit Erstaunen zerplatzen als Grenzen überschritten worden sind, die wir vor etlichen Jahren gemeinsam und jeder für sich gezogen hatten.. Ehe ich mich versah, fielen wir übereinander her auf eine alte, vertraute und beängstigend kalkulierende Weise.. Wir spielten damit, dass wir etwas Verbotenes tun und genossen es in den dreckigsten, sündigsten und denkbar schlechtesten Zügen..

Wir gingen auseinander ohne ein schlechtes Gefühl, mit einem befriedigten, lasziven Lächeln auf den Lippen..

Eine Woche später stolper ich über sein neues Profilbild.. Es zeigt ihn, seine Frau und seine frisch geborene Tochter.. Japp! Darauf bin ich gerade richtig gut zu sprechen……. Mehr als gehobene Augenbrauen, ein Zungenschnalzen und einem anschließenden Seufzen über sich selbst mit diesem eindeutigen „Was hab ich mir auch dabei gedacht…“ Ich habe es vermieden ihn darauf anzusprechen, wozu auch? Noch eine Baustelle brauch ich nicht.. Was soll er auch darauf sagen, wenn ich ihn damit konfrontiere, dass er es auf wildeste Weise mit mir tut und mir eindeutig zeigt, dass sein Widerstand in den letzten Jahren seine Sehnsucht nach mir nur vergrößert hat und dabei vergisst zu erwähnen, dass seine Frau gerade hochschwanger ist mit dem zweiten Kind und bald gebären wird.. Ich will es gar nicht hören, eine gute Rechtfertigung gibt es dafür nicht und genau genommen hat es mich auch nicht interessiert was mit seiner Frau ist, woher sein Sinneswandel kommt.. Obgleich nicht damit zu rechnen war, dass auch der zweite Mann mich mit plötzlicher Schwangerschaft und einem zweiten Kind „überrascht“.. Aber in dem Moment, wo ich sein Profilbild studiere und über mich selbst im Geiste den Kopf schüttel‘, stelle ich fest, dass meine Definition über Männer in meinem Leben soeben glorreich gescheitert ist und ich möglicherweise darüber nachdenken sollte….. wieder zu den Frauen zu wechseln ..